OPAL

Online publizierte Arbeiten zur Linguistik

Nummer 3/2010:
Hoppe, Gabriele: „Reinigung und Fixierung“ – Etablierung neoklassischer Lehn-Wortbildung. Etymologisch-korrekte Wiederherstellung von fachsprachlichen |itis|-Lehnwörtern und ihren Ableitungen seit der Frühen Neuzeit. Herausbildung einer fachsprachlichen Lehn-Wortbildungseinheit -itis. 86 S. - Mannheim: Institut für Deutsche Sprache, 2010.
ISSN: 1860-9422

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Die Rolle des für die Entwicklung der modernen europäischen Sprachen entscheidenden Neulatein, sein zurückverweisender Beitrag zur sprachlichen Erneuerung von Latein und entlehntem Griechisch einerseits, sein zukunftsweisender Beitrag zur sprachlichen Neuerung andererseits – eben durch diesen Prozess von "Reinigung und Fixierung" auf einer in gewissem Maße normierten Basis, dann durch die einschneidend systemerweiternde Etablierung von Graecolatein und neoklassischer Lehn-Wortbildung – sollte am Beispiel der |itis|-Lehnwörter und der Lehn-Wortbildungsprodukte mit -itis dargestellt werden.

Fachsprachliche Lehnwörter, die letztlich auf die griechischen Krankheitsbezeichnungen arthrîtis, nephrîtis, phrenîtis, pleurîtis mit ihrem Suffix -îtis zurückgehen, haben eine ununterbrochene Tradition von der römischen Antike bis in die Gegenwart der modernen europäischen Sprachen. Im Deutschen sind diese entlehnten Wörter des medizinischen Bereichs seit mittelhochdeutscher Zeit nachgewiesen, wo sie – wie ihre mittellateinischen Entsprechungen in Textvorbildern – deutliche Veränderungen aufweisen.

Die Monographie versucht, die Entlehnungswege und -probleme sowie die Herausbildung einer fachsprachlichen Lehn-Wortbildungseinheit -itis textgestützt zu beschreiben und mit Textbelegen zu dokumentieren.

In einem Anhang wird auf die Entwicklung und Integration von bildungssprachlichem -itis des Deutschen eingegangen, das schon gegen Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts im Kulturjargon der Zeit – bei hoher Frequenz einzelner Lehn-Wortbildungsprodukte – seine Produktivität erreicht hat. Dieses scherzhafte -itis in seiner speziellen Bedeutung "übertriebene, fast krankhafte Vorliebe für Sachen/Sachverhalte, Tätigkeiten, Personen" wird im Zusammenhang der konnotierten Lehn-Wortbildungseinheiten des "Semantischen Paradigmas" von entlehntem <PHIL> (phil(o)-, -(o)phil/ie) gesehen. Von den zur Bearbeitung ausgewählten Einheiten wurde bisher bildungssprachliches -fex/erei in seiner (umstrittenen) Etymologie, seiner Herausbildung und Integration behandelt (OPAL 1/2007).

Inhaltsverzeichnis

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1.   Einleitung S. 2
2.   Lateinische Wörter mit |itis| (arthritis, nephritis, phrenitis, pleuritis). Ihre Etymologie S. 4
3.   Herausbildung eines produktiven Lehnsuffixes -itis in der neuzeitlich- neulateinischen Fachsprache der Medizin S. 29
4.   Entwicklungen im Deutschen (Kurzdarstellung und Belege) S. 34
5.   Reguläres, Irreguläres, Ambigues (dargestellt am Deutschen) S. 50
6.   Anhang. Anmerkungen und Nachweise zur Herausbildung und Integration von bildungssprachlichem -itis im Deutschen S. 55
7.   Literatur S. 66
8.   Quellenverzeichnis S. 68
9.   Siglen und Abkürzungen S. 84

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