Das vorliegende Buch zielt darauf ab, die Komplexheit des Gegenstandes Sprache und seiner Beziehungen zur Gesellschaft darzustellen und bewußt zu machen. Ausgehend von der Gesellschaftlichkeit der Sprache werden deren Funktionen in der Gesellschaft und die daraus erwachsenden Aufgaben der Sprachwissenschaft am Beispiel des Volksbildungswesens behandelt.
Die Sprache wird in letzter Instanz aus der materiellen Tätigkeit abgeleitet; ihre unmittelbare Entstehungsursache und gleichzeitig ihr Zweck ist die kommunikative Tätigkeit im Rahmen des gesamten historischen Lebensprozesses der Gesellschaft. Die dialektische Einheit mit der Bewußtseinstätigkeit ist die Voraussetzung für ihre gesellschaftlichen Funktionen. Bei der Untersuchung ihrer systematischen Eigenschaften müssen funktionaler und struktureller Aspekt ebenfalls als eine dialektische Einheit gesehen werden. Der von ihnen erfaßte Gegenstand unterliegt gesellschaftlicher Differenziertheit und historischer Wandelbarkeit. Differenziertheit und Wandelbarkeit können nur zur Ermittlung allgemeiner Grundverhältnisse methodisch zurückgestellt werden. Der Determinationsrahmen für Variabilität und Entwicklung der Sprache wird in einem dialektischen Zusammenhang mit der Eigengesetzlichkeit wiederum im gesellschaftlichen Wesen gesucht. Der Zusammenhang mit Geschichte, Interesssen und Organsationsformen der Gesellschaft wird auch am Schluß wieder aufgesucht.
Das Buch erörtert somit auf marxistisch-leninistischer Grundlage eine beträchtliche Erweiterung des Gegenstandes der Sprachwissenschaft. Dabei werden aber nicht nur theoretische, sondern auch weltanschauliche Aspekte der Linguistik offenbar. Da die Sprache nur dem Menschen eigen ist, gehören zu einem Bild vom Menschen und von seiner Welt auch die Antworten auf die Fragen, was die Sprache ist, warum und wie sie entstand, wie sie aufgebaut ist und wie sie funktioniert, warum und wie sie sich verändert. Die Antworten auf diese Fragen fallen ganz unterschiedlich aus, je nachdem, ob sie vom Standpunkt des Materialismus oder vom Standpunkt des Idealismus aus gegeben werden. Daraus werden die Beziehungen deutlich, die linguistische Fragen zur Grundfrage der Philosophie haben.
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- Band 9.1:
- Teilband 1. XII/423 S. - Berlin: Akademie-Verlag, 1976.
Dieser Band ist im IDS verfügbar:
Inhaltsverzeichnis
Vorwort | S. 1 | ||
1. | Bildung, Erziehung und Sprachwissenschaft | S. 7 | |
2. | Sprache, Gesellschaft und Kommunikation | S. 126 | |
3. | Sprache und Erkenntnis, Zeichen und Bedeutung | S. 262 |
- Band 9.2:
- Teilband 2. 352 S. - Berlin: Akademie-Verlag, 1976.
Dieser Band ist im IDS verfügbar:
Inhaltsverzeichnis
4. | Sprachsystem und gesellschaftliche Determiniertheit | S. 425 | |
5. | Gesellschaftsgeschichte und Sprachgeschichte | S. 635 | |
6. | Schlußbemerkung: Einige Gedanken über Gegenstand, inhaltliche Grundpositionen und methodologische Prinzipien einer marxistisch-leninistischen Sprachtheorie | S. 716 | |
7. | Anmerkungen | S. 747 | |
8. | Literaturverzeichnis | S. 758 |
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Rezensionen
- Helbig, Gerhard (1977): Rezension von: Werner Neumann u.a: Theoretische Probleme der Sprachwissenschaft. In: Deutsch als Fremdsprache 14.1. Zeitschrift zur Theorie und Praxis des Deutschunterrichts für Ausländer. Leipzig: Verlag Enzyklopädie. S. 53-55.
- Schippan, Thea (1978): Rezension von: Theoretische Probleme der Sprachwissenschaft. 2. Teilbände, von einem Autorenkollektiv unter der Leitung von Werner Neumann. In: Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung 31.3. Berlin: Akademie-Verlag. S. 315-321. →Text