Sprache - Politik - Gesellschaft

Band 4:
Roth, Sven Kersten / Dürscheid, Christa (Hrsg.): Wahl der Wörter – Wahl der Waffen? Sprache und Politik in der Schweiz. X/325 S. - Bremen: Hempen, 2010.
ISBN: 978-3-934106-81-9

Dieser Band ist im IDS verfügbar:

[Buch] IDS-Bibliothek: Sig. QB 2835

Die politischen Verhältnisse in der Schweiz unterscheiden sich in vielfältiger Weise von denjenigen in anderen europäischen Demokratien. Dies gilt sowohl in Bezug auf das politische System, das von Elementen der direkten Demokratie gekennzeichnet ist, als auch mit Blick auf politische Mentalitäten und Werte, wie sie sich im Konkordanzprinzip oder im schweizerischen Grundsatz der Neutralität zeigen.
Der vorliegende Band fragt nach dem Verhältnis zwischen diesen Rahmenbedingungen und der politischen Kommunikation in der Schweiz, stellt aber auch Vergleiche zwischen dem politischen Sprachgebrauch in der Schweiz und in Deutschland her. Dabei geht es nicht nur darum, Unterschiede auf der Ebene des Wortschatzes zu benennen, die eng mit der politischen Geschichte des jeweiligen Landes verbunden sind (so etwa, wenn in der deutschsprachigen Schweiz vom Sprengkandidaten, der Minarett-Initiative oder der Fichenaffäre die Rede ist, während man in Deutschland von der Mauer in den Köpfen, von der Agenda 2010 oder der Großen Koalition spricht).
Weitere charakteristische Merkmale reichen vom Sprachgebrauch in politischen Institutionen über das Spektrum politischer Textsorten (z. B. rund um den Abstimmungsprozess) bis hin zur Funktion komplexer Sprechakte auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene, denen in der direkten Demokratie eine grundsätzlich andere Bedeutung als im reinen Parlamentarismus zukommt. Die achtzehn Beiträge des Bandes behandeln diese Aspekte im Rahmen von fünf thematischen Schwerpunkten: 1) Politische Sprache in der Schweiz und in Deutschland, 2) Der Sprachgebrauch in politischen Institutionen, 3) Politische Sprache in den Medien, 4) Diskurslinguistische Zugänge, 5) Politischer Sprachgebrauch in historischer Perspektive. Der Band umreißt damit ein Thema in der Politlinguistik, das in der germanistischen Linguistik bislang nur wenig Beachtung gefunden hat: die Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort S. IX
 
Roth, Kersten Sven / Dürscheid, Christa:
  Sprache und Politik in der Schweiz
Umrisse eines Forschungsfelds
S. 1
I. Politische Sprache in der Schweiz und Deutschland
Klein, Josef:
  Politische Sprachstrategien – dargestellt an schweizerischen, deutschen und US-amerikanischen Beispielen S. 15
Jarren, Otfried / Oehmer, Franziska / Wassmer, Christian:
  Konfliktbearbeitung in der Politik
Eine Sprachanalyse von Parlamentsdebatten in der Schweiz und Deutschland
S. 33
Baumann, Dominik:
  »Aufbau Ost« vs. »Röstigraben«
Vergleich der Regierungssprache in Deutschland und der Schweiz
S. 63
Ebling, Sarah:
  Korpusgeleitete Zugänge zur Rhetorik deutscher und schweizerischer Politiker
Am Beispiel von Peer Steinbrück und Hans-Rudolf Merz
S. 79
II. Der Sprachgebrauch in politischen Institutionen
Kilian, Jörg:
  Perspektiven der Parlamentssprachforschung S. 101
Cartier, Natalie:
  Qualitätsmessung parlamentarischer Diskurse
Am Beispiel der Schweiz
S. 113
Lüönd, Andrea:
  Mit der Niederlage umgehen
Reden abgewählter Bundesräte im Vergleich
S. 131
Haltmeier, Benjamin A.:
  Die Topik der Distanz
Regierungskommunikation im Kontext der Volksinitiative
S. 147
III. Politische Sprache in den Medien
Holly, Werner:
  Politische Kommunikation – Perspektiven der Medienlinguistik
Am Beispiel eines Selbstdarstellungsvideos von Guido Westerwelle
S. 167
Luginbühl, Martin:
  Die Schweizerische Volkspartei (SVP) – ein linguistischer Streifzug S. 187
Schefer, Tamara:
  Neue Tendenzen der politischen Kommunikation in der Schweiz
Am Beispiel der Sendung »Arena« vom 16. Mai 2008
S. 205
Lienhard, Christoph:
  Politolinguistische Sprachkritik
Wissenschaftliche Disziplin oder gefährliches Spiel?
S. 229
IV. Diskurslinguistische Zugänge
Wengeler, Martin:
  Perspektiven der Diskurslinguistik S. 243
Furter, Thomas:
  Von Scheinasylanten, Scheininvaliden und Scheinpatrioten
Diskurslinguistische Untersuchungen zum Prozess des Begriffe-Besetzens anhand von Texten der SP und der SVP
S. 257
V. Politischer Sprachgebrauch in historischer Perspektive
Eugster, David:
  »Shop-Ville«
Ein Franglizismus zwischen Urbanität und Landesverrat
S. 279
Schnoz, Monika:
  Die Wandzeitung als Medium politischer Diskussion
Am Beispiel des Zürcher >Sechstagerennens< 1968
S. 295
Nussbaumer, Markus:
  Belastete Wörter oder »Es geht nur um das Feeling, um das Fingerspitzengefühl« S. 315
 
Register S. 323

Rezensionen

  • Bubenhofer, Noah (2012): Rezension von: Kersten Sven Roth / Christa Dürscheid (Hg.): Wahl der Wörter – Wahl der Waffen? Sprache und Politik in der Schweiz (Sprache – Politik – Gesellschaft. 4). In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 79.2. Stuttgart: Steiner. S. 235-236. Text