Die politischen Verhältnisse in der Schweiz unterscheiden sich in vielfältiger Weise von denjenigen in anderen europäischen Demokratien. Dies gilt sowohl in Bezug auf das politische System, das von Elementen der direkten Demokratie gekennzeichnet ist, als auch mit Blick auf politische Mentalitäten und Werte, wie sie sich im Konkordanzprinzip oder im schweizerischen Grundsatz der Neutralität zeigen.
Der vorliegende Band fragt nach dem Verhältnis zwischen diesen Rahmenbedingungen und der politischen Kommunikation in der Schweiz, stellt aber auch Vergleiche zwischen dem politischen Sprachgebrauch in der Schweiz und in Deutschland her. Dabei geht es nicht nur darum, Unterschiede auf der Ebene des Wortschatzes zu benennen, die eng mit der politischen Geschichte des jeweiligen Landes verbunden sind (so etwa, wenn in der deutschsprachigen Schweiz vom Sprengkandidaten, der Minarett-Initiative oder der Fichenaffäre die Rede ist, während man in Deutschland von der Mauer in den Köpfen, von der Agenda 2010 oder der Großen Koalition spricht).
Weitere charakteristische Merkmale reichen vom Sprachgebrauch in politischen Institutionen über das Spektrum politischer Textsorten (z. B. rund um den Abstimmungsprozess) bis hin zur Funktion komplexer Sprechakte auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene, denen in der direkten Demokratie eine grundsätzlich andere Bedeutung als im reinen Parlamentarismus zukommt. Die achtzehn Beiträge des Bandes behandeln diese Aspekte im Rahmen von fünf thematischen Schwerpunkten: 1) Politische Sprache in der Schweiz und in Deutschland, 2) Der Sprachgebrauch in politischen Institutionen, 3) Politische Sprache in den Medien, 4) Diskurslinguistische Zugänge, 5) Politischer Sprachgebrauch in historischer Perspektive. Der Band umreißt damit ein Thema in der Politlinguistik, das in der germanistischen Linguistik bislang nur wenig Beachtung gefunden hat: die Schweiz.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort | S. IX | ||
Roth, Kersten Sven / Dürscheid, Christa: | |||
Sprache und Politik in der Schweiz Umrisse eines Forschungsfelds |
S. 1 | ||
I. Politische Sprache in der Schweiz und Deutschland | |||
Klein, Josef: | |||
Politische Sprachstrategien – dargestellt an schweizerischen, deutschen und US-amerikanischen Beispielen | S. 15 | ||
Jarren, Otfried / Oehmer, Franziska / Wassmer, Christian: | |||
Konfliktbearbeitung in der Politik Eine Sprachanalyse von Parlamentsdebatten in der Schweiz und Deutschland |
S. 33 | ||
Baumann, Dominik: | |||
»Aufbau Ost« vs. »Röstigraben« Vergleich der Regierungssprache in Deutschland und der Schweiz |
S. 63 | ||
Ebling, Sarah: | |||
Korpusgeleitete Zugänge zur Rhetorik deutscher und schweizerischer Politiker Am Beispiel von Peer Steinbrück und Hans-Rudolf Merz |
S. 79 | ||
II. Der Sprachgebrauch in politischen Institutionen | |||
Kilian, Jörg: | |||
Perspektiven der Parlamentssprachforschung | S. 101 | ||
Cartier, Natalie: | |||
Qualitätsmessung parlamentarischer Diskurse Am Beispiel der Schweiz |
S. 113 | ||
Lüönd, Andrea: | |||
Mit der Niederlage umgehen Reden abgewählter Bundesräte im Vergleich |
S. 131 | ||
Haltmeier, Benjamin A.: | |||
Die Topik der Distanz Regierungskommunikation im Kontext der Volksinitiative |
S. 147 | ||
III. Politische Sprache in den Medien | |||
Holly, Werner: | |||
Politische Kommunikation – Perspektiven der Medienlinguistik Am Beispiel eines Selbstdarstellungsvideos von Guido Westerwelle |
S. 167 | ||
Luginbühl, Martin: | |||
Die Schweizerische Volkspartei (SVP) – ein linguistischer Streifzug | S. 187 | ||
Schefer, Tamara: | |||
Neue Tendenzen der politischen Kommunikation in der Schweiz Am Beispiel der Sendung »Arena« vom 16. Mai 2008 |
S. 205 | ||
Lienhard, Christoph: | |||
Politolinguistische Sprachkritik Wissenschaftliche Disziplin oder gefährliches Spiel? |
S. 229 | ||
IV. Diskurslinguistische Zugänge | |||
Wengeler, Martin: | |||
Perspektiven der Diskurslinguistik | S. 243 | ||
Furter, Thomas: | |||
Von Scheinasylanten, Scheininvaliden und Scheinpatrioten Diskurslinguistische Untersuchungen zum Prozess des Begriffe-Besetzens anhand von Texten der SP und der SVP |
S. 257 | ||
V. Politischer Sprachgebrauch in historischer Perspektive | |||
Eugster, David: | |||
»Shop-Ville« Ein Franglizismus zwischen Urbanität und Landesverrat |
S. 279 | ||
Schnoz, Monika: | |||
Die Wandzeitung als Medium politischer Diskussion Am Beispiel des Zürcher >Sechstagerennens< 1968 |
S. 295 | ||
Nussbaumer, Markus: | |||
Belastete Wörter oder »Es geht nur um das Feeling, um das Fingerspitzengefühl« | S. 315 | ||
Register | S. 323 |
Rezensionen
- Bubenhofer, Noah (2012): Rezension von: Kersten Sven Roth / Christa Dürscheid (Hg.): Wahl der Wörter – Wahl der Waffen? Sprache und Politik in der Schweiz (Sprache – Politik – Gesellschaft. 4). In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 79.2. Stuttgart: Steiner. S. 235-236. →Text