Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik
- Band 22:
- Dehrmann, Mark-Georg / Nebrig, Alexander (Hrsg.): Poeta philologus. Eine Schwellenfigur im 19. Jahrhundert.
288 S. - Bern / Berlin / Bruxelles / Frankfurt a.M. / New York / Oxford / Wien: Lang, 2010.
ISBN: 978-3-0343-0009-4
- Alternatives Medium:
- E-Book (PDF). Frankfurt am Main / Berlin / Bern / Bruxelles / New York / Oxford / Wien: Lang. ISBN: 978-3-0351-0029-7
Die Geschichte der Philologien kann nicht von der Geschichte der Literaturen getrennt werden: Dichtung bezieht sich immer auf Traditionen. Diese existieren aufgrund ihrer Konstitution, ihrer Bewahrung, ihrer Kritik, ihrer Interpretation – aufgrund der klassischen Tätigkeiten von Philologie bzw. Literaturwissenschaft. Der poeta philologus ist ein aufschlussreicher Sonderfall für diesen Befund, der aber auch darüber hinaus Geltung beanspruchen kann.
Der Band widmet sich der Lage des Dichterphilologen im 19. Jahrhundert. Seine Situation ist ambivalent. Innerhalb von Kulturen und Gesellschaften, die ihre ästhetischen, didaktischen und politischen Ambitionen durch einen Rückgang auf die Geschichte legitimieren, gewinnt der poeta philologus eine herausragende Bedeutung: Er verfügt als Philologe über das Vergangene, um es als Dichter wirkungsmächtig in die Öffentlichkeit zu geben. Gleichzeitig aber ist seine Doppelrolle seit den ästhetisch-poetischen Entwicklungen vom späten 18. Jahrhundert an gefährdet: Droht nicht die Gelehrsamkeit die Fähigkeit zur Dichtung abzutöten? Der Dichterphilologe ist eine Schwellenfigur zur Moderne: Er versucht noch einmal, die Sehnsucht nach dem Vergangenen in gegenwärtiges Leben umzuwandeln, das sich multiplizierende historische Wissen in die Präsenz gegenwärtiger Dichtung zu bannen.
Die Beiträge beschränken sich nicht auf eine Nationalphilologie. In exemplarischen Studien zu Dichterphilologen unterschiedlicher Länder und Literaturen wird deutlich, dass der poeta philologus ein europäisches Phänomen ist.
Inhaltsverzeichnis
| Dehrmann, Mark-Georg / Nebrig, Alexander: | |||
| Einleitung | S. 7 | ||
| Zemanek, Evi: | |||
| Fingierte Philologie und philologische Fiktion im Werk Ugo Foscolos | S. 21 | ||
| Pizzingrilli, Massimo: | |||
| Der unendliche Horizont hinter der Dichtung Kreative Philologie bei Giacomo Leopardi |
S. 47 | ||
| Bobzin, Hartmut: | |||
| Friedrich Rückert Der 'orientalische' Dichter und Philologe |
S. 67 | ||
| Dehrmann, Mark-Georg: | |||
| Des Sängers Fluch Philologie und Dichtung bei Ludwig Uhland |
S. 83 | ||
| Schmidt, Michael: | |||
| Spur der Aura Esaias Tegnérs Versepos "Frithiof" |
S. 101 | ||
| Krehl, Birgit: | |||
| Adam Mickiewiczs künstlerisches Schaffen im Kontext seines Vorwortes "Über die romantische Dichtung" ("O poezji romantycznej") | S. 117 | ||
| Scholl, Dorothea: | |||
| Zwischen Historiographie und Dichtung: Jules Michelet | S. 139 | ||
| Donat, Sebastian: | |||
| Übersetzung als Brücke zwischen poeta und philologus Das Phänomen Friedrich Bodenstedt |
S. 161 | ||
| Gröne, Maximilian: | |||
| Von der Philologie zur Fiktion Paul Heyses Strategien der Literarisierung am Beispiel von Adam de la Halle und Raimon de Miraval |
S. 177 | ||
| Rath, Brigitte: | |||
| "Our knowledge petrifies our rhymes" Edmund Gosse im Kontext der Institutionalisierung von English Literature |
S. 195 | ||
| Nebrig, Alexander: | |||
| Nietzsches Dichterbild und die Wiederbelebung des Dithyrambus durch die Philologie | S. 219 | ||
| Sabourín, Vladimir: | |||
| Penco Slavejkov als (Anti-)Philologe. Das nietzscheanische Epos | S. 243 | ||
| Teuber, Bernhard: | |||
| Poeta doctus an philologus? Gelehrsamkeit, Philologie und Antiphilologie bei Arthur Rimbaud |
S. 257 | ||
| Anhang | |||
| Zu den Autorinnen und Autoren | S. 281 | ||
| Personenregister | S. 285 | ||
Rezensionen
- Benne, Christian (2011): Rezension von: Mark-Georg Dehrmann, Alexander Nebrig (Hrsg.): Poeta philologus. Eine Schwellenfigur im 19. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Germanistik. Neue Folge 2/2011. Bern/Berlin/Bruxelles/Frankfurt am Main/New York/Oxford/Wien: Lang. S. 393-395.