Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik

Band 16:
Rickes, Joachim / Ladenthin, Volker / Baum, Michael (Hrsg.): 1955-2005: Emil Staiger und Die Kunst der Interpretation heute. 288 S. - Bern / Berlin / Bruxelles / Frankfurt a.M. / New York / Oxford / Wien: Lang, 2007.
ISBN: 978-3-03911-171-8

Es gibt nicht viele Fachtexte, die über Generationen hinweg fast jeder Germanist kennt – und kaum einen, der bis heute solch gegensätzliche Reaktionen hervorruft wie Emil Staigers Die Kunst der Interpretation (1955). Dieses Buch hat die Wahrnehmung einer ganzen Epoche der Literaturwissenschaft geprägt. Keine Publikation zur Geschichte des Faches, kein Methodenseminar, in dem Staigers Studie nicht als wichtigstes Beispiel für die sog. werkimmanente Interpretation genannt würde. Die Kunst der Interpretation ist ein Schlagwort, das in den Feuilletons bis heute gerne verwendet wird, in der Regel jedoch mit ironischem Unterton. Berühmt und umstritten zugleich – die Wirkungsgeschichte des Buches könnte widersprüchlicher kaum sein. Das 50-jährige Publikationsjubiläum ist Anlass, der Frage nachzugehen, welche Bedeutung Staigers Ansatz noch oder wieder zukommt. Dabei geht es ebenso wenig um einen einseitigen Wiederaufwertungsversuch wie um die Fortführung der ritualisierten Staiger-Schelte. Literaturwissenschaftler und Literaturdidaktiker treten in den lange vernachlässigten Dialog; literaturtheoretische und fachgeschichtliche Perspektiven werden ergänzt durch detaillierte Textinterpretationen. Zugleich lässt das Buch die Sichtweisen mehrerer Generationen deutlich werden – von Literaturwissenschaftlern, die noch bei Staiger studiert bzw. promoviert haben bis hin zu Vertreter(inne)n der jüngeren Germanistengeneration.

Inhaltsverzeichnis

Rickes, Joachim / Ladenthin, Volker/ Baum, Michael:
  1955-2005: Emil Staiger und Die "Kunst der Interpretation" heute
Vorwort
S. 7
I.
Pestalozzi, Karl:
  Einzelinterpretation und literaturwissenschaftliche Synthese bei Emil Staiger S. 13
Böschenstein, Bernhard:
  Zwischen Hingabe und Zurechtweisung
Der Interpret Emil Staiger im Gespräch mit vier Dichtern
S. 31
Hermand, Jost:
  Allmähliche Entzauberung
Emil Staiger und die Marburger Junggermanisten der frühen Adenauer-Ära
S. 43
II.
Stockinger, Claudia:
  'Lektüre'? 'Stil'? Zur Aktualität der Werkimmanenz S. 61
Polaschegg, Andrea:
  Tigersprünge in den hermeneutischen Zirkel oder Gedichte nicht verstehen
Gattungspoetische Überlegungen (lange) nach Emil Staiger
S. 87
Martus, Steffen:
  Emil Staiger und die Emotionsgeschichte der Philologie S. 111
Ladenthin, Volker:
  Legitimation von Wissenschaft
Emil Staigers Aufsatz "Die Kunst der Interpretation" als Paradigma
S. 135
Rusterholz, Peter:
  Die Kunst der Interpretation und die Künste der Dekonstruktion S. 155
Isenschmid, Andreas:
  Emil Staiger und Peter Szondi S. 173
Bassler, Wolfgang:
  "Verstehen und Interpretieren" oder "Verstehen als Grundlage der Interpretation"
Ideen über Diltheys Begriff des Verstehens
S. 189
III.
Rickes, Joachim:
  Von Emil Staiger zu Günter Grass
Zur Aktualität der "Kunst der Interpretation": "Das Treffen in Telgte"
S. 205
Kämper-van den Boogaart, Michael:
  "So weht es uns an aus dem siebzehnten Satz."
Staigers didaktische Lektüre von Kleists "Das Bettelweib von Locarno"
S. 229
Baum, Michael:
  Storms "Meeresstrand" und die Grenzen der Interpretation S. 243
Spinner, Kaspar H.:
  "Begreifen, was uns ergreift."
Eine sinnvolle Maxime für den Literaturunterricht?
S. 261
 
Auswahl-Bio-/Bibliografie zu Emil Staiger S. 273
Zu den Autorinnen und Autoren S. 281
Personenregister S. 285

Rezensionen

  • Sorg, Reto (2008): Rezension von: Joachim Rickes, Volker Ladenthin, Michael Baum (Hrsg.): 1955-2005: Emil Staiger und Die Kunst der Interpretation heute. In: Zeitschrift für Germanistik. Neue Folge 3/2008. Bern/Berlin/Bruxelles/Frankfurt am Main/New York/Oxford/Wien: Lang. S. 703-706.