Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik

Band 3:
Röcke, Werner (Hrsg.): Thomas Mann, Doktor Faustus, 1947-1997. 378 S. - Bern / Berlin / Bruxelles / Frankfurt a.M. / New York / Oxford / Wien: Lang, 2004, 2., unveränderte Auflage.
ISBN: 978-3-03910-471-0

Es gibt wohl nur wenige Bücher des 20. Jahrhunderts, in denen die Wunschbilder und Aporien deutscher Geistes- und Kulturgeschichte, ästhetischer Fundamentalismus und die Überzeugung von der «Endzeit der Kunst», deutsche Innerlichkeit und faschistische Gewalt so präzise, aber auch so schonungslos reflektiert wurden wie in Thomas Manns Doktor Faustus-Roman von 1947. Faszination und Provokation der Biographie des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn resultieren auch nach fünfzig Jahren aus einem ironisch-distanzierten und sympathetischen Blick auf den Antimodernismus und die «Konservative Revolution» deutscher Intellektueller und Künstler, aber auch auf die Höchstleistungen moderner Musik und Musiktheorie im 20. Jahrhundert (Schönberg, Adorno u.a.), die im Rückgriff auf die spätmittelalterliche Faust-Sage zusammengeführt werden. In vorliegender Publikation stehen diese Schnittpunkte zwischen dem alten Stoff und seiner noch höchst aktuellen Deutung im Mittelpunkt.

Inhaltsverzeichnis

Röcke, Werner:
  Vorbemerkung S. 7
Vaget, Hans Rudolf:
  Fünfzig Jahre Leiden an Deutschland: Thomas Manns “Doktor Faustus” im Lichte unserer Erfahrung S. 11
I. Literarischer Text und politischer Kontext
Bollenbeck, Georg:
  “Doktor Faustus”: Das Deutungsmuster des Autors und die Probleme des Erzählers S. 35
Breuer, Stefan:
  Wie teuflisch ist die “konservative Revolution”?
Zur politischen Semantik Thomas Manns
S. 59
Lämmert, Eberhard:
  “Doktor Faustus” – eine Allegorie der deutschen Geschichte S. 73
Münkler, Herfried:
  Wo der Teufel seine Hand im Spiel hat
Thomas Manns Deutung der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts
S. 89
II. Figurationen des Diabolischen
Böhme, Hartmut:
  Der Affe und die Magie in der “Historia von D. Johann Fausten” S. 109
Müller, Maria E.:
  Die Gnadenwahl Satans
Der Rückgriff auf vormoderne Pakttraditionen bei Thomas Mann, Alfred Döblin und Elisabeth Langgässer
S. 145
Müller, Jan-Dirk:
  Faust – ein Mißverständnis wird zur Symbolfigur S. 167
Röcke, Werner:
  Teufelsgelächter
Inszenierungen des Bösen und des Lachens in der “Historia von D. Fausten” (1587) und in Thomas Manns “Doktor Faustus”
S. 187
Plebuch, Tobias:
  Vom Musikalisch-Bösen
Eine musikgeschichtliche Annäherung an das Diabolische in Thomas Manns “Doktor Faustus”
S. 207
III. Poetik und Komposition in Literatur und Musik
Borchmeyer, Dieter:
  Bescheidenheit contra Absolutheit der Kunst
Ein alternatives ästhetisches Modell im “Doktor Faustus”
S. 263
von der Lühe, Irmela:
  “Es wird mein ‘Parsival?’”: Thomas Manns “Doktor Faustus” zwischen mythischem Erzählen und intellektueller Biographie S. 275
Danuser, Hermann:
  Erzählte Musik. Fiktive Poetik in Thomas Manns “Doktor Faustus” S. 293
Osterkamp, Ernst:
  “Apocalipsis cum figuris”. Komposition als Erzählung S. 321
Kropfinger, Klaus:
  “Montage” und “Composition” im “Faustus” – Literarische Zwölftontechnik oder Leitmotivik? S. 345
 
Zu den Autorinnen und Autoren S. 369
Personenregister S. 372