Stauffenburg Linguistik

Band 130:
Rezat, Sara / Grundler, Elke / Feilke, Helmuth / Schmölzer-Eibinger, Sabine (Hrsg.): Textprozeduren in Spannungsfeldern. 268 S. - Tübingen: Stauffenburg, 2024.
ISBN: 978-3-95809-174-0
Alternatives Medium:
E-Book (PDF). Tübingen: Stauffenburg. ISBN: 978-3-95809-174-0

Texte entstehen einerseits in je individuell problemlösenden For­mulierungsprozessen, andererseits sind sie situationsentbundene, sprachlich objektivierte Produkte. Wie diese beiden Seiten mit­ei­nander verbunden sind, ist eine Grundfrage der Textlinguistik (z. B. Quaestio-Ansatz, RST, Dynamische Texttheorie) und von hoher Rele­vanz für didaktische Fragen.
Zwischen Prozess- und Produktperspektive vermittelt das Konzept der “Textprozedur”. Prozeduren sind die sprachlich stabilen Komponenten textbildender Handlungen. Texthandlungstypen wie Argumentieren, Beschreiben, Erklären, Interpretieren sind ihrerseits aus routinehaft prozeduralisierten Handlungsschemata zusammengesetzt, beim Argu­mentieren etwa das Positionieren über einen Ausdruck wie “meiner Meinung nach” oder das Konzedieren und Abwägen über Ausdrücke wie “einerseits … andererseits” oder “zwar … aber”. Typisierte Ausdrucksmuster indizieren solche Handlungsschemata, geben aber auch Hinweise auf deren sequentielle Verortung im Text und auf Textsortenzugehörigkeiten: Eine Wendung wie “in [Text X] geht es um …” zeigt ebenso eine Ausdruckstypik und sequentielle Typik wie die bekannte Grimm’sche Märcheneinleitungskonstruktion “Es war einmal …”. In didaktischer Perspektive wird damit ein gewissermaßen handwerklicher Blick auf das Schreiben möglich. Textprozeduren sind sprachliche ‘Werkzeuge’ des Schreibens. Sie sind lehr- und lernbar. Von besonderem Interesse ist dabei didaktisch auch, wie mündlicher und schriftlicher Sprachgebrauch im Erwerb zusammenspielen.
Die Beiträge dieses Bandes stellen die offene und durchaus auch kon­troverse konzeptionelle und methodologische Diskussion zu Text­­prozeduren vor, berichten über empirische Untersuchungen zum Erwerb von Textprozeduren z. B. beim Erzählen, Argumentieren, Interpretieren und werfen auch einen Blick auf die bisherige Rezeption und praktische Verwendung des Konzepts. Sie wenden sich an textlinguistisch und sprachdidaktisch Forschende ebenso, wie sie Lehrende in Hochschulseminaren und der Lehrerausbildung ansprechen.

Inhaltsverzeichnis

Feilke, Helmuth:
  Textprozeduren: erkennen, erwerben, fördern S. 9
I. Theoretisches Konzept
Brommer, Sarah:
  Der Begriff Textprozedur
Beobachtungen und Fragen zu seiner Verwendung
S. 53
Stein, Stephan:
  Textprozeduren und Formulierungsmuster als Teil des Textmusterwissens
Am Beispiel des Vergleichs konzeptionell schriftlicher und mündlicher Praktiken in Rezensionen Jugendlicher
S. 65
Steinhoff, Torsten:
  Textprozeduren in Interventionsstudien
Methodische Verfahren und theoretische Fragen am Beispiel dreier Feldexperimente
S. 95
Pohl, Thorsten:
  Textprozeduren
Analytisch/operational nicht existent – schreibdidaktisch evident
S. 115
II. Empirisch-didaktische Forschungsperspektiven
Rödel, Michael:
  Unterricht(en) mit Textprozeduren – Gestaltungsoptionen im Vergleich S. 151
Uhl, Benjamin:
  Narrative Schemaaktivierung
Wie Grundschulkinder narrative Textprozeduren lernen – Einblicke in ein Lernarrangement zur narrativen Schemaaktivierung in der Mündlichkeit
S. 173
Rezat, Sara / Grundler, Elke / Schmölzer-Eibinger, Sabine:
  “Ich find’s aber trotzdem unfair.”
Argumentausbau in argumentativen Gesprächen und Briefen von Schüler*innen
S. 189
Pieper, Irene / Wieser, Dorothee:
  Potentiale des Prozedurenansatzes für die didaktische Modellierung der Interpretation literarischer Texte S. 219
Emmersberger, Stefan:
  Der Wald und seine Bäume
Eine explorative Analyse des Zusammenspiels zwischen Texthandlungstypen und Textprozeduren am Beispiel der Textsorte journalistischer Zeitungskommentar
S. 243