Reihe Germanistische Linguistik

Band 166:
Menzel, Wolfgang Walter: Vernakuläre Wissenschaft. Christian Wolffs Bedeutung für die Herausbildung und Durchsetzung des Deutschen als Wissenschaftssprache. IX/279 S. - Tübingen: Niemeyer, 1996.
ISBN: 3-484-31166-5

Dieser Band ist im IDS verfügbar:

[Buch] IDS-Bibliothek: Sig. MA 1764
Alternatives Medium:
E-Book (PDF). Berlin / New York: de Gruyter. ISBN: 978-3-11-094103-6

Der Übergang vom Lateinischen zum Deutschen in den Wissenschaften ist bislang noch wenig erforscht. Durch Christian Wolff (1679-1754) wird das Deutsche zu einer leistungsfähigen und methodisch gegründeten, dem Gelehrtenlatein in jeder Hinsicht ebenbürtigen Wissenschaftssprache. Die Arbeit macht Wolffs Denkstil und seine Sprache umfassend zum Thema. Es wird nachgewiesen, daß die Durchsetzung einer deutschen Wissenschaftssprache durch Wolff einhergeht mit einer Neubestimmung des Wissenschaftsbegriffs, ja daß sie sie zur Voraussetzung hat. Ein moderner Wissenschaftsbegriff verbindet sich bei ihm mit einer vollständig darauf zugeschnittenen Sprache. Die konsequente Verbindung einer 'rein deutschen' Terminologie mit dem mathematisch-deduktiven Denkstil unter dem 'Primat der Methode' bringt eine klare, durchsichtige, auf präzisen und knappen Begriffsdefinitionen ruhende Sprache hervor, die eine rasche Adaption des zugrundeliegenden Denkstils ermöglicht. Damit kann sich erstmals in Deutschland eine vernakuläre Wissenschaft etablieren.

Nach einem einleitenden Überblick über Entwicklung und Stand der Wolff-Forschung wird zunächst – unter Berücksichtigung der Diskussion in der Fachsprachenlinguistik – eine Antwort auf die Frage "Was ist Wissenschaftssprache?" zu geben versucht. Die sprach- und wissenschaftshistorischen Rahmenbedingungen für den Denkstil- und Sprachenwechsel werden detailliert dargestellt, in der Analyse seiner Wissenschaftssprache werden sowohl die Leistungen und die Vorbildwirkung wie die Grenzen von Sprache und Denkform aufgezeigt. Der Universalitätsanspruch seiner Methode und die von Wolff eingeleitete frühe Verwissenschaftlichung der Lebenswelt werden an Textbeispielen nachgezeichnet. Diese Arbeit macht Christian Wolff als Schlüsselfigur in der Geschichte der deutschen Wissenschaftssprache erkennbar.

Inhaltsverzeichnis

mehr anzeigen
Vorwort S. VII
Einleitung S. 1
 
I.   Entwicklung und Stand der Wolff-Forschung S. 7
II.   Was ist ‘Wissenschaftssprache’?
Das Problem der Gegenstandsbestimmung und des methodischen Zugangs in der linguistischen Fachsprachenforschung
S. 27
III.   Die günstige Ausgangslage für die Wissenschaftssprache Wolffs S. 41
IV.   Die historischen wissenschaftstheoretischen und institutionellen Rahmenbedingungen für Wolffs deutsche Wissenschaftssprache S. 69
V.   Der neue Wissenschaftsbegriff Wolffs: Wissenschaft als System S. 87
VI.   Wolffs Sprachauffassung S. 126
VII.   Wolffs Grundsätze der Wissenschaftssprache und ihre praktische Umsetzung S. 145
VIII.   Die Leistungsfähigkeit von Sprache und Denkform S. 235
 
Zusammenfassung S. 266
Literaturverzeichnis S. 268