Linguistik - Impulse & Tendenzen

Band 108:
Bauer, Nathalie / Günthner, Susanne / Schopf, Juliane (Hrsg.): Die kommunikative Konstruktion von Normalitäten in der Medizin. Gesprächsanalytische Perspektiven. VI/282 S. - Berlin / Boston: de Gruyter, 2023.
ISBN: 978-3-11-076150-4
Alternatives Medium:
E-Book (PDF). Berlin / Boston: de Gruyter. ISBN: 978-3-11-076155-9    → Open Access

Wenngleich die Bestimmung des medizinisch ‚Normalen’ einen zentralen Aspekt wissenschaftstheoretischer und -historischer Diskussion darstellt, ist die kommunikative Konstruktion von Normalitäten nur selten Gegenstand empirischer Untersuchungen. Zwar ist bekannt, dass medizinische und alltagsweltliche Konzepte von Normalität divergieren können – doch: Was bedeutet das für die Kommunikation in der medizinischen Praxis? Wie, in welchen Kontexten und zu welchen Zwecken greifen z.B. Ärzt:innen und Patient:innen auf interaktive ‘Praktiken des Normalisierens’ zurück?

Im Zuge der Auseinandersetzung mit der kommunikativen Konstruktion von Normalitäten auf der Grundlage empirischer Analysen authentischer Gespräche liefern die hier versammelten Beiträge interaktionslinguistische Erkenntnisse u.a. zur interaktiven Positionierung im Gespräch, zur Interaktionalen Semantik sowie zur interaktional ausgerichteten Konstruktionsgrammatik. Auch zeigen sie konzeptuelle und methodische Verknüpfungen zu Fragen der Medizin und der qualitativen Sozialforschung auf. An dieser interdisziplinären Schnittstelle richtet sich der Band sowohl an Forschende in den Bereichen der Interaktionalen und Angewandten Linguistik als auch der Sozial- und Gesundheitswissenschaften.

Inhaltsverzeichnis

Bauer, Nathalie / Günthner, Susanne / Schopf, Juliane:
  Zur kommunikativen Konstruktion von Normalitäten in der Medizin – Eine Einführung in den Band S. 1
I. Die kommunikative Konstruktion von Normalitäten aus kontrastiver Perspektive
Groß, Alexandra / Birkner, Karin:
  Formen der sprachlich-interaktiven Bezugnahme auf normal und ihre Funktionen in psychosomatischen Therapiegesprächen und neurologischen Telekonsultationen S. 23
Bührig, Kristin / Schopf, Juliane:
  Zum Umgang mit ‘uncertainty’ in medizinischer Kommunikation: ‘Normalisieren’ als Verfahren S. 49
Schick, Valeria:
  Animierte Szenarien: Zur sprachlichen Darstellung (über-)individueller Normalität in deutschen und russischen Aufklärungsgesprächen aus der Onkologie S. 73
II. Die kommunikative Konstruktion von Normalitäten in Situationen der Krise
Günthner, Susanne:
  Kategorische Formulierungen als Praktiken der Rekalibrierung von Normalität in “brüchigen Zeiten”: Strategien der Vermittlung von allgemeingültigem Wissen in onkologischen Aufklärungsgesprächen S. 101
Bauer, Nathalie:
  Empathiedarstellungen und Normalisierung – Metapositionierungen mit ‘natürlich’ und ‘klar’ in onkologischen Aufklärungsgesprächen S. 131
Schwegler, Carolin:
  Normalisieren als Copingstrategie in Angehörigeninterviews
Linguistische Betrachtungen der kommunikativen Einordnung von Demenzrisiken
S. 157
Hannken-Illjes, Kati / Honegger, Sara / Völker, Ina / Giessler, Tanja:
  aber das is (-) norMAL; – Normalität in der Schwangerenberatung S. 181
Ilg, Yvonne:
  Konzeptualisierungen von (A-)Normalität in Gesprächen über psychische Gesundheit und Krankheit S. 207
III. Die kommunikative Konstruktion von Normalitäten in interprofessionellen Interaktionen
Buck, Isabella:
  “des IS ja auch schlImm;=ne,”: Verstehensanzeigen beim Sprechen über Dritte als Mittel des Normalisierens von abweichendem Patientenverhalten in interdisziplinären Teambesprechungen auf der Palliativstation S. 235
v. Wedelstaedt, Ulrich:
  ‘Normales Piepen’ und ‘kritische Werte’ – Die Herstellung klinischer Normalität als verteilte körperliche Praxis in der Anästhesie S. 255
 
Sachregister S. 281