Nachdem die Arbeiten zur Code-Theorie von Basil Bernstein und die Nachfolgeuntersuchungen von Ulrich Oevermann die soziolinguistische Diskussion in der Bundesrepublik nicht mehr beherrschen und die empiristischen Überprüfungsversuche zahlreicher Bernstein-Exegeten in eine Sackgasse geführt haben, schafft Steinig in diesem Buch für die soziolinguistische Theoriebildung, die experimentelle Spracherhebungspraxis und Analyse eine völlig neue Basis. Er geht aus von der Erfahrung, daß Sprachverhalten in sozialen Situationen einer Bewertung unterliegt: Chefs beurteilen ihre Mitarbeiter wie sie sich sprachlich darstellen können; Lehrer beurteilen ihre Schüler, ob sich "ihre Sprache nach Gymnasium anhört".

Wie brisant dieser Beurteilungsmechanismus für Auslese, Aufstieg, Erfolg und Versagen von Menschen ist, macht Steinig eindrücklich deutlich. Die großen Ziele "Selbstbestimmung" und "Emanzipation" können an den - weitgehend unbewußten – sprachlichen Selbstdarstellungstechniken der gehobenen sozialen Schichten scheitern.

Rezensionen

• Veith, Werner H. (1980): Rezension von: Wolfgang Steinig: Soziolekt und soziale Rolle. Untersuchungen zu Bedingungen und Wirkungen von Sprachverhalten unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen in verschiedenen sozialen Situationen (Sprache der Gegenwart. Bd. 40). In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 47.2. Stuttgart: Steiner. S. 213-214.