Diese soziolinguistische Arbeit beschreibt und analysiert ausführlich die soziale und sprachliche Welt von Orchestermusikern – in exemplarischer Absicht. Am Beispiel des "Mikrokosmos" eines Orchesters wird das Zusammenspiel von beruflich-strukturellen Zusammenhängen, kulturellen Vorstellungen und sprachlichen Handlungsmustern untersucht.

Behandelt werden das notwendige Hintergrundwissen über die sozialen Kategorien, die Leitbilder und Kriterien für Professionalität sowie die Handlungsdispositionen von Orchestermusikern. Dabei werden Prozesse der historischen Entwicklung der Institution Orchester ebenso wie biografische Entwicklungen der Musiker berücksichtigt. Muster, Strukturen und Funktionen von Scherzkommunikation – z.B. Ironie und "Frotzeleien" – im Orchester lassen sich angemessen nur beschreiben, indem man Kommunikationsvorgänge in dieser professionellen Welt als durch strukturelle Zwänge bedingt ansieht.

Die theoretischen Anknüpfungspunkte sind die in der Tradition des Symbolischen Interaktionismus entwickelte Theorie der sozialen Welten und die These der "joking relationship" als strukturelles Konzept für soziale Beziehungen, nach der Probleme und Widersprüche scherzhaft bearbeitet werden können, aber nicht ernsthaft ohne Gefährdung der Beziehung. Bei den Analysen des empirischen Materials wird die Scherzhaftigkeit von Äußerungen durch Konzepte wie "Reduktion von Komplexität" und "Funktionalität/Dysfunktionalität" zu bestimmen versucht.

Zugeordnete Veröffentlichungen

• Schütte, Wilfried (2015): Scherzkommunikation unter Orchestermusikern. Interaktionsformen in einer Berufswelt. 377 S. - Mannheim: Verlag für Gesprächsforschung, Neuauflage.