Abstracts Deutsche Sprache 1/02
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Maria Thurmair
Der Harald Juhnke der Sprachwissenschaft
Metaphorische Eigennamenverwendungen
Abstract
Dieser Beitrag untersucht einige Formen von Eigennamenmetaphern, wie sie sich im gegenwärtigen Sprachgebrauch in bestimmten Textsorten gehäuft finden. Nach der Untersuchung der präferierten Formtypen wird die Semantik dieser Strukturen dargestellt, sowohl in Bezug auf den metaphorischen Charakter als auch hinsichtlich der spezifischen Semantik der Eigennamen. Dabei wird insbesondere der Gebrauch des Artikels analysiert und gezeigt, dass sich verschiedene Eigennamen je nach metaphorischem Status auch grammatisch unterschiedlich verhalten. Schließlich wird die Pragmatik und der stilistische Wert der verschiedenen Typen von Eigennamenmetaphern beleuchtet.
This article deals with some forms of onomastic metaphors which are frequently found in certain types of texts. An analysis of the preferred formal types is followed by a discussion of the meaning of these structures with respect to their metaphorical character as well as the specific semantics of proper names, focusing on the use of determiners. It can be shown that different names behave in grammatically different ways according to their metaphorical status. Finally, pragmatic and stylistic characteristics of different types of onomastic metaphors are discussed.
Eline Demey
Leser und Leserinnen gesucht!
Zum generischen Gebrauch von Personenbezeichnungen in deutschen Stellenanzeigen und Zeitungsartikeln
Abstract
Der vorliegende Aufsatz behandelt die generische Personenreferenz in deutschen Stellenanzeigen und Zeitungsartikeln, vornehmlich aus Sicht der feministischen Linguistik. Auf eine kurze Einleitung folgt ein Vergleich der sprachlichen Mittel, die in den verschiedenen Textsorten zur generischen Personenreferenz verwendet werden. Anschließend wird überprüft, ob die Forderung nach einer geschlechtergerechten Sprache und die Veränderungsvorschläge der feministischen Linguistik einen Einfluss auf den tatsächlichen deutschen Sprachgebrauch in diesem Bereich ausüben. Dabei hat sich herausgestellt, dass in Stellenanzeigen und Zeitungsartikeln unterschiedliche Strategien generischer Personenreferenz benutzt werden: in den untersuchten Stellenanzeigen setzt sich vorwiegend die Feminisierungsstrategie durch, während in den Zeitungsartikeln neben generischen Maskulina auch viele neutrale Formen verwendet werden.
This article studies the generic person reference in German job advertisements and newspaper articles, primarily from the point of view of feminist linguistics. After a short introduction, the linguistic means which are used in different text types for generic person reference are compared. This is followed by an examination of whether the demand for gender-neutral language and the changes suggested by feminist linguistics have influenced the actual German linguistic usage in these areas. It is shown that in job advertisements and newspaper articles different strategies of generic person reference are used: in the job advertisements examined here the feminisation strategy is gaining acceptance, while in the newspaper articles generic masculines are used alongside many neutral forms.
Edel O'Halloran
Gallizismen und Anglizismen in der deutschen Mode- und Gemeinsprache im 20. Jahrhundert
Abstract
Obwohl deutsche Frauenzeitschriften sehr aufnahmefreudig für Anglizismen und Gallizismen sind, ist diesem Phänomen in der Sprachwissenschaft bislang wenig Beachtung gewidmet worden. Folgender Bericht stellt die Ergebnisse einer Langzeitstudie fremdsprachlicher Beeinflussung auf die deutsche Mode- und Gemeinsprache dar. Dazu werden die Anglizismen und Gallizismen hinsichtlich ihrer Häufigkeit und Morphologie in einer Frauenzeitschrift und in einem Nachrichtenmagazin analysiert. Die Studie zeigt u.a. die Ablösung des Französischen durch das Englische als Hauptquellsprache für lexikalische Entlehnungen. Zudem werden Besonderheiten der Modesprache herausgestellt, wie z. B. die häufige Verwendung von fachsprachlichen Gallizismen und gemeinsprachlichen Anglizismen, die hohe Verwendungsfrequenz von französischen Adjektiven, fremdsprachlichen Simplizia und englischen/französischen Komposita und der hohe Anteil an nicht modespezifischen Fremdwörtern in den Textüberschriften der Modebeiträge. Zudem wird gezeigt, dass die Zunahme des Fremdwortanteils in der Gemeinsprache nur allmählich und vorwiegend kontinuierlich vonstatten geht. Dieser Befund stellt die in den Medien häufig vertretenen Befürchtungen über den Verfall der deutschen Sprache in Frage.
Although German women's magazines are flooded with anglicisms and gallicisms, this phenomenon has been widely ignored by linguists to date. The following article presents the results of a study which spans 100 years of foreign influences on the German language of fashion and standard usage. To this end, the frequency and morphology of anglicisms and gallicisms in a German fashion magazine and in a news magazine are investigated. The report demonstrates that English has won the upper hand over French as the major source of lexical borrowings. Specific characteristics of the language of fashion are highlighted, e.g. the frequent use of technical French terms as opposed to standard English ones, the high frequency of French adjectives, foreign simplexes, compounds comprising English and French, and the large proportion of anglicisms in the headings of the fashion articles which technically are not related to fashion. Furthermore, it is shown that the proportion of foreign words in the standard German language increases only at a steady and continuous pace. This questions the fears so often vented in the media of the demise of the German language.
Laura Häusler
Flexibilität und Rigidität in `Elterninterviews'
Sprachliche Manifestation und Gesprächsfunktion
Dargestellt an psychologisch betreuten Dreier-Gesprächen zum Thema: Eltern-Kind-Beziehung
Abstract
Im vorliegenden Beitrag soll aufgezeigt werden, wie Gespräche anhand gesprächsanalytischer Verfahren auf die Flexibilität resp. Rigidität der am Gespräch Beteiligten hin untersucht werden können. Hierfür wird ein Analyseraster vorgestellt, welches sprachliche Mittel und Verfahren enthält, die auf ein flexibles resp. rigides Gesprächsverhalten schliessen lassen. Dieses Raster wird abschliessend an einer Gesprächspassage aus dem zugrundeliegenden Korpus erprobt. Der Flexibilitätsausdruck erweist sich als eigentlicher Erfolgsfaktor beim gemeinsamen kommunikativen Handeln, während Formen der Rigidität zu einer negativen Gesprächsdynamik führen können.
This article proposes a way of studying conversations with regard to the speakers' flexibility and rigidity. For this purpose the author presents a set of linguistic forms and strategies which help determine whether the speaker's conversational behaviour is to be rated as flexible or rigid. The validity of this linguistic tool is then tested on a passage from a conversation taken from the corpus on which the article is based. The expression of flexibility proves to be a decisive factor in the success of communicative acts, whereas rigidity has negative effects on the dynamics of conversational interactions.