Der Ersatzinfinitiv, der sich in Beispielen wie Er hat die Kinder schreien hören zeigt, ist eine in den kontinental-westgermanischen Dialekten weit verbreitete Konstruktion. Ausgehend vom Alemannischen als südlichem Vertreter dieses Verbandes untersucht diese Monographie dessen syntaktische und semantische Eigenschaften und stellt sie in einen größeren typologischen Zusammenhang. Gerade ein Blick in die Dialekte mit ihrer großen Variabilität hilft dabei, unser Verständnis von invarianten Eigenschaften grammatischer Systeme zu schärfen.
Ausführlich thematisiert werden unmittelbar zusammenhängende Phänomene wie die Abfolgevariation im Verbalkomplex, die (Un-)Möglichkeit nichtverbaler Einschübe (Verb projection raising) in bestimmten Konfigurationen sowie verschiedene morphologische Effekte (Angleichungen von Partizip und Infinitiv und sog. „supinale Formen“, die morphologisch weder dem Partizip noch dem Infinitiv entsprechen). Neben eindeutig grammatisch gesteuerter Variation ist bei dieser Konstruktion auch sprecherbezogene (idiolektale) Variation festzustellen, die eine grammatiktheoretische Behandlung vor große Herausforderungen stellt.
Im Gegensatz zur derivationellen Sichtweise wird in der vorliegenden Arbeit ein repräsentationeller Ansatz ausgearbeitet, der mit Basisgenerierung operiert. Die notorische Variation, die bei der Ersatzinfinitivkonstruktion anzutreffen ist, wird durch „weiche“ (d.h. verletzbare) und kontinuierlich geordnete Beschränkungen abgeleitet, wie sie in der (stochastischen) Optimalitätstheorie angenommen werden; dadurch lassen sich bis zu einem gewissen Grad variable Outputs erzeugen. Von diesem flexiblen Teil der Grammatik wird angenommen, dass er innerhalb wohldefinierter Grenzen der Kerngrammatik operiert, die somit ein geschichtetes System darstellt.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis | S. XIII | ||
Tabellenverzeichnis | S. XV | ||
1. | Aufbau und Ziel der Untersuchung | S. 1 | |
2. | Beschreibungswerkzeuge | S. 19 | |
3. | Grammatiktheoretischer Hintergrund | S. 57 | |
4. | Datengrundlage und Methodik | S. 127 | |
5. | Datendiskussion | S. 167 | |
6. | Syntaktische Analyse von IPP-Konstruktionen | S. 261 | |
7. | Schlussbemerkung und Ausblick | S. 291 | |
Abkürzungsverzeichnis | S. 297 | ||
Literatur | S. 301 |