Was versteht man unter Kommentar / Kommentieren in der Linguistik? In der mittelalterlichen Tradition gehörte der Kommentar einer oft institutionalisierten, auf die Aneignung eines Textes gerichteten Tätigkeit an. Es konnte sich um einen älteren Text, vor allem einen Text aus der Antike, oder auch einen zeitgenössischen Text handeln, als Gegenstand epistemologischer Überlegungen. Die heutige Linguistik hat sich den Terminus ‘Kommentar’ zu eigen gemacht, doch mit einer Verlegung der Reflexion. Der Begriff selbst wirft definitorische Probleme auf. Der Kommentar fungiert auf Informationsebene bezüglich des ‘Topiks’ (topic / comment) oder im Rahmen von Überlegungen zur Textsorte ‘Kommentar’, mit neuen Ansätzen bereichert.
In den Beiträgen dieses Sammelbandes wird zunächst begrifflich von sprachtheoretischen und allgemeinen Perspektivierungen ausgegangen. Anschließend werden hinsichtlich ihrer kontextuellen kommentierenden Rolle Partikeln und Adverbiale und an Komplexitätsgrad zunehmende semantisch-syntaktische Konstruktionen (z.B. unabhängige obwohl- und weil-Sätze, Appositionen, parenthetische Einschübe, Ausrufesätze) untersucht, dann auf Kommentieren als Handlungsmuster anhand von freieren kommentierenden und textgestaltenden Strukturen und Strategien eingegangen, um schließlich mit einem historischen Rückblick über den intrikaten Zusammenhang zwischen Bericht und Kommentar in Zeitungsberichten des 17. und 18. Jahrhunderts abzuschließen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort | S. VII | ||
Perspektivierungen | |||
Samain, Didier: | |||
Kommentar und Taxonomie. Die “kommentative Funktion” als grundlegender Mechanismus? Einige Betrachtungen vom Standpunkt der Sprachwissenschaftsgeschichte |
S. 1 | ||
Schneider-Mizony, Odile: | |||
Kommentar als Anschlusskommunikation, Informationserweiterung, oder didaktische Intention? | S. 17 | ||
Partikeln und Adverbiale | |||
Modicom, Pierre-Yves: | |||
Auf der Suche nach der verlorenen Funktion: Deutsche Satzadverbiale im Spannungsfeld argumentativer und kommentativer Werte | S. 31 | ||
Breindl, Eva / Schreiber, Jonas: | |||
Metakommunikative Konnektoren als Konstruktionsfamilie | S. 49 | ||
Schmale, Günter: | |||
eine sogenannte carte blanche (sozusagen eine Freikarte zum Drucken) – Formen und Funktionen von sogenannt und sozusagen in mündlichen Texten | S. 69 | ||
Syntaktisch-semantische Konstruktionen | |||
Frey, Werner / Masiero, Federica: | |||
Unabhängige obwohl- und weil-Sätze | S. 91 | ||
Durand, Marie-Laure: | |||
Ist die Apposition kommentativ? Für eine enge Auffassung der kommentativen Funktion |
S. 115 | ||
O'Connor, Kathleen M. / Patin, Cédric / Schaden, Gerhard: | |||
The Phrasing and Intonation of Apposition in German | S. 133 | ||
Spitzl-Dupic, Friederike: | |||
Parenthetische Einschübe: Kommentar vs. Quaestio | S. 157 | ||
Larrory-Wunder, Anne: | |||
Zur kommentativen Funktion von Ausrufesätzen | S. 179 | ||
Kommentieren, Textgestaltung und Textsorten | |||
Daux-Combaudon, Anne-Laure: | |||
Verallgemeinernde Äußerungen als Selbstkommentare | S. 195 | ||
Petkova-Kessanlis, Mikaela: | |||
Zur Realisierung des Handlungsmusters fachliches KOMMENTIEREN | S. 211 | ||
Rentel, Nadine: | |||
Formen des Kommentierens von Unternehmensaktivitäten in den sozialen Medien Am Beispiel des Mobilfunkanbieters Vodafone |
S. 241 | ||
Zu den Textsorten ‘Kommentar’ und ‘Bericht’: Historischer Rückblick | |||
Lefèvre, Michel: | |||
Formen des Kommentars in den Zeitungstexten des 17. und 18. Jh.s | S. 265 | ||
Kurzbiografie der Autorinnen und Autoren | S. 281 |