Diese interdisziplinäre Arbeit, die linguistische, soziologische und psychologische Fragestellungen verbindet, untersucht Sprachwandlungsprozesse, ihre Ursachen und Motive unter dem Gesichtspunkt der Umwertung, vorwiegend Auf- und Abwertung, im Bereich der Berufs- und Tätigkeitsbezeichnungen im gegenwärtigen Deutsch der BRD. Warum nennen sich Töpfer Keramiker, warum will der Tapezierer eher Raumausstatter sein, warum ist die Putzfrau vielerorts zur Raumpflegerin geworden? Warum spricht man vom Mitarbeiter und von den Sozialpartnern? Was sind die Motive für die Veränderungen? Wer hat Interesse daran?

Diese und weitere Fragen behandelt Els Oksaar empirisch anhand von 30 000 Belegen. Hier wird ein neuer theoretischer Ansatz ausgearbeitet, der der Dynamik der Sprache im Bereich der Berufe und dem soziokulturellen Rahmen der Wörter Rechnung trägt. Es wird gezeigt, wie und zu welchem Zweck neue Bezeichnungen als Ausdruck des sozialen Prestiges, des politischen Euphemismus und der Neutralisierung verwendet werden. Verbindungen zwischen Veränderungen im sozialen Gefüge und der Sprache werden systematisiert und linguistische Indizes der sich verändernden sozialen Strukturen und Attitüden durch die Analyse der Umwertungstechniken und der Movierungsrealisationen festgestellt.

Im experimentellen Teil werden Unterschiede zwischen deutschen und schwedischen Berufsbezeichnungen erklärbar gemacht. Durch das semantische Differential und die Faktorenanalyse werden nicht nur die konnotativen Strukturen der Wörter und Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Synonymen ausgearbeitet, sondern auch gezeigt, wie muttersprachlicher Einfluß auf der konnotativen Ebene der Fremdsprache wirksam wird.