Abstracts Deutsche Sprache 2/94

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Renate Pasch

Benötigen Grammatiken und Wörterbücher des Deutschen eine Wortklasse "Konjunktionen"?

Abstract

Seit der Antike suggerieren Grammatiker, daß es für die Beschreibung bestimmter Sprachen nützlich ist, von einer Wortklasse auszugehen, die im Deutschen mit dem Terminus "Konjunktionen" belegt ist. So ging die traditionelle Grammatikschreibung auch für das Deutsche von der Wohlfundiertheit dieses Begriffs aus. In einigen neueren Grammatiken des Deutschen findet sich nun der Terminus "Konjunktion" nicht mehr, bzw. wird der Terminus nicht in der überkommenen Art verwandt. Gleichzeitig fehlt dort die mit ihm verknüpfte Klassenbildung. Dabei verzichten diese Grammatiken auf eine kritische Auseinandersetzung mit der traditionellen Annahme einer solchen Wortklasse bzw. argumentieren nicht überzeugend gegen sie. Ich möchte im folgenden versuchen zu zeigen, warum auch künftige Grammatiken und Wörterbücher des Deutschen auf die Annahme einer Wortklasse "Konjunktionen" im traditionellen Sinn verzichten und statt dessen mindestens zwei Klassen - "Konjunktoren" und "Subjunktoren" - ansetzen sollten, deren Klassenmerkmale ich im übrigen zu präzisieren versuchen werde. Des weiteren ordne ich den letztgenannten Klassen die entsprechenden Einheiten des Deutschen zu.

Since ancient times, grammarians have suggested that a word class 'conjunction' is useful in the description of certain languages. The traditional grammatical description of German also accepted the well-foundedness of this concept. However, in some more recent grammars of German the term 'conjunction' is no longer used or it is not used in the traditional sense. At the same time, the subclassification associated with the concept is also missing. Yet these grammars either do not enter into a critical discussion of the traditional acceptance of this word class or their arguments are not convincing. In this article I would like to show why future grammars and dictionaries of German should do without a word class 'conjunction' in the traditional sense and should instead use at least two classes, 'Konjunktoren' and 'Subjunktoren', the characteristics of which I will attempt to specify. In addition to this I attribute the relevant elements of German to each of the new classes.


Martina Drescher

Für zukünftige Bewerbungen wünschen wir Ihnen mehr Erfolg

Zur Formelhaftigkeit von Absagebriefen

Abstract

Der folgende Beitrag befaßt sich mit Absagebriefen als einer Komponente von Bewerbungsvorgängen. Ziel ist es, den sowohl in inhaltlicher als auch in sprachlicher Hinsicht schablonenhaften Aufbau dieser Briefe zu beschreiben und damit zugleich die theoretischen Überlegungen zu formelhaften Texten bzw. Textmustern allgemein weiterzuführen. Nach einer brieftypologischen Einordnung steht v.a. die Frage nach den typischen inhaltlichen Bausteinen der Absagebriefe und den Möglichkeiten ihrer sprachlichen Realisierung im Vordergrund. Die empirisch angelegte Untersuchung basiert auf einem Korpus von rund 100 Bewerbungsvorgängen, die sich an Adressaten im medizinischen, wirtschaflichen und kulturellen Bereich wie auch im Verwaltungs- und Bildungssektor richten.

The following study is devoted to letters of rejection as a component of the application process. The aim is to describe the conventional structure of both the content and the language of these letters, which leads on to a theoretical consideration of formulaic texts or texts patterns in general. Following an introductory typological classification of letters, particular attention is paid to the typical building blocks of the contents of rejection letters and to their linguistic realisations. The empirically based study draws on a corpus of approximately 100 applications with addressees in the fields of medicine, economics, culture, administration and education.


Hartmut Kubczak

Sind alle Sprachzeichen arbiträr und konventionell?

Abstract

Im ersten Teil des Beitrags werden bestimmte Bedeutungen der Termini 'arbiträr' und 'konventionell' sowie die Auffassung Ferdinand de Saussures behandelt, daß alle Sprachzeichen arbiträr und konventionell sind. Im zweiten Teil wird der Versuch unternommen zu beweisen, daß nicht alle Sprachzeichen arbiträr und konventionell sind. Im Rahmen dieses Versuches geht es um die onomatopoetischen Sprachzeichen, für die eine neuartige Bedeutungshypothese skizziert wird. Das Neue liegt in der Semantisierung ihres onomatopoetischen Charakters.

The first part of this article deals with specific meanings of the term 'arbitrary' and 'conventional', together with Ferdinand de Saussure's idea that all linguistic signs are arbitrary and conventional. The second part attempts to prove that not all linguistic signs are arbitrary and conventional. The analysis centres on onomatopoetic signs, for the meaning of which a new hypothessis is outlined. The new aspect concerns the semanticisation of their onomatopoetic nature.