Abstracts Deutsche Sprache 3/06

Zum Inhaltsverzeichnis dieser Ausgabe

Maria Thurmair

Das Model und ihr Prinz

Kongruenz und Texteinbettung bei Genus-Sexus-Divergenz

Abstract

Der folgende Beitrag untersucht die Verwendung von auf Personen referierenden Nomina, bei denen Genus-Sexus-Divergenz vorliegt. Im Zentrum der breit angelegten korpusbasierten Analyse steht einmal die Frage, wonach sich in solchen Fällen die kongruenzerforderlichen Formen richten; dabei zeigt sich, dass Sexuskonvergenz der Standardfall ist. Zum anderen werden stärker textuelle Fragen, insbesondere die Ge­sta­ltung von Referenzketten mit Genus-Sexus-divergenten Nomina erörtert.

This article analyses cases which show a divergence between the gender of a noun and the sex of the person to which it refers. The study, which is based on a large empirical corpus, focuses primarily on the factors responsible for the choice of forms indicating agreement. It emerges that the sex of the referent is preferred as the default solution in such cases. Another question concerns the textual aspects of such choices: What are the implications of such divergences for longer referential chains?


Joanna Kubaszczyk

Movierung und andere Wortbildungsmöglichkeiten sexus­markierter Personenbezeichnungen im Polnischen und im Deutschen

Abstract

m Aufsatz wird die Feststellung von Donalies (2006) kritisch hinterfragt, nach der die Movierung im Deutschen "hoch vital" sei, während sie im Polnischen nur "peripher" sein sollte. Es werden movierende Wortbildungsmittel der beiden Sprachen besprochen und es wird gezeigt, dass das Polnische im Gegensatz zum Deutschen über ein weites und ausdifferenziertes Spektrum an Wortbildungsmitteln zur Movierung verfügt, von denen vital Gebrauch gemacht wird. Des Weiteren werden pragmatische Bedingungen des Gebrauchs von Motiva reflektiert, die für die beiden Sprachen unterschiedlich sind.

This article questions the statement by Donalies (2006), according to which the formation of feminine forms by means of suffixation is "very dynamic" in German, while it is only "peripheral" in Polish. The formation of feminine forms by means of suffixation in the two languages is discussed and it is shown that, in contrast to German, Polish has a varied and differentiated spectrum of suffixes for this purpose, which are in active use. The article goes on to discuss the pragmatic conditions of the use of these feminine forms, which are different in the two languages.


Karin Pittner / Judith Berman

video ist echt schrott aber single ist hammer

Jugendsprachliche Nomen-Adjektiv-Konversion in der Prädikativposition

Abstract

In diesem Beitrag geht es um die Konversion vom Nomen zum Adjektiv. Obwohl diese Konversionsrichtung in der Literatur häufig vernachlässigt wird, kann anhand von jugendsprachlichen Wertausdrücken gezeigt werden, dass Nomen-Adjektiv-Konversion im Deutschen einen produktiven Wortbildungsprozess darstellt. Es wird die These vertreten, dass die Konversion N → A an die prädikative Position geknüpft ist. Diese erweist sich sowohl in morphologisch-syntaktischer als auch in semantischer Hinsicht als äußerst konversionsfreudig. Hat sich die adjektivische Verwendung in der prädikativen Position etabliert, kann sie sich auch auf andere syntaktische Umgebungen ausbreiten.

This article deals with noun-to-adjective conversion in German. Although this type of conversion has seldom been treated in the literature, evidence from evaluative expressions in teenage slang shows it to be a productive word-formation process in German. It is argued that N → A conversion is linked to the predicative position, which, due to its syntactic and semantic characteristics, is well suited to conversion. Once the adjectival use is established in the predicative position, it can spread to other syntactic environments.


Sanghee Kwon

Satzglieder im Deutschen und Koreanischen

Eine kontrastierende Beschreibung

Abstract

Der vorliegende Aufsatz befasst sich mit der kontrastiven Beschreibung der deutsch-koreanischen Satzglieder in der Dependenzgrammatik. Das Sprachpaar Deutsch/Koreanisch, welches sprachtypologisch sehr verschieden ist, besitzt sehr unter­schied­liche morphosyntaktische Merkmale. Bezüglich dieser Problemstellung werden in diesem Aufsatz die deutsch-koreanischen morphosyntaktischen Formen der Satzglieder (Prädikat, Subjekt, Objekt, Adverbialbestimmung usw.) kontrastiv untersucht, und zwar speziell im Hinblick auf die Valenz. Diese Untersuchung geschieht anhand ausgewählter deutscher und koreanischer Beispiel-Korpora aus dem koreanischen Roman von Yi, Munyol (1987) und seiner deutschen Übersetzung (1999).

This article is concerned with the contrastive description of German and Korean sentence components in dependency grammar. German and Korean are typologically very dissimilar languages possessing very different morphosyntactic characteristics. The morphosyntactic forms of the sentence components (predicate, subject, object, adverbial, etc.) are examined contrastively in German and Korean with regard to valency. The study is based on selected German and Korean example corpuses from the Korean novel by Yi, Munyol (1987) and its German translation (1999).